Anwendungsfelder

Verständlichkeit ist überall dort ein Thema, wo Inhalte vermittelt werden sollen. Erst recht dann, wenn das Publikum heterogen ist. Und wenn unterschiedliche Wissensstände aufgrund immer komplexerer Gegenstände kaum zu vermeiden sind. Man möchte meinen, dass Missverständnisse und unverständliches Kauderwelsch vorprogrammiert sind, wenn Experten und Laien miteinander sprechen. Sie lassen sich aber durch eine verständliche Sprache vermeiden. Ob, wann und wie das in unterschiedlichen Bereichen gelingt, untersuchen wir an der Universität Hohenheim schon seit längerer Zeit.

Die wichtigsten Anwendungsfelder mit Beispielen für die Hohenheimer Verständlichkeitsforschung und den Einsatz des Hohenheimer Verständlichkeitsindex.


Verständlichkeit in der Verwaltung

Solche Schreiben kennen wir alle: Lange, verschachtelte Sätze, fast keine Verben, juristische Fachbegriffe. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir im Alltag sogar einen eigenen Begriff für den für Behörden und Verwaltungen typischen, trockenen Schreibstil haben: Beamten-, Bürokraten- oder Amtsdeutsch. Dabei ist das nicht nur schwer zu lesen und zu verstehen. Wie schon die Namensgebung zeigt, ist dieser Schreibstil obendrein fest verbunden mit dem Gedanken an bürokratische Aufgaben. Und die sind eher selten erfreulich. Klar ist: Behörden und Verwaltungen müssen oft komplexe Inhalte vermitteln. Verständlichkeit ist dabei aber nicht nur ein Service für die Leserinnen und Leser. Eine klare Sprache erspart Nachfragen, wirkt freundlicher und trägt so letztendlich auch zur Bildung eines positiven Images bei. Wie sich Verständlichkeit in der Verwaltung einsetzen lässt, zeigt nicht zuletzt die Klartext-Initiative der Universität Hohenheim.

  • Verständliche Verwaltungs-Kommunikation: Die Klartext-Initiative der Universität Hohenheim - von Professor Frank Brettschneider, Dr. Jan Kercher und Dr. Anikar M. Haseloff (2012) in Bentele, G., Piwinger, M. & Schönborn, G. (Hrsg.): Kommunikationsmanagement (Losebl. 2001ff.), Art. 7.38. Köln: Luchterhand.
  • Verständlich Kommunizieren: Kauderwelsch oder Klartext? - von Professor Frank Brettschneider in SparkassenMarkt Januar/Februar 2011, S. 23-24. [Bericht]
  • Klartext statt Bankerwelsch - von Professor Frank Brettschneider in Sparkassen Management Praxis - Anwendungsbeispiele für die marktorientierte Unternehmensführung 62, S. 82-87. [Bericht]

Verständlichkeit in der Politik

Politik gilt als bürgerfern, unverständlich und intransparent. Schlechte Voraussetzungen für einen Bereich der Gesellschaft, der uns alle betrifft. Angesichts der Komplexität der Themen, die in der Politik behandelt werden, wäre eine verständliche Sprache ganz besonders wichtig. Aber wie sieht die sprachliche Realität der politischen Landschaft aus? Kommunizieren Politiker und Parteien tatsächlich verständlich? Wo liegen die Gründe für unterschiedliche Verständlichkeitsgrade? Und wie wirkt sich das auf die Wählerinnen und Wähler aus? Diesen und ähnlichen Fragen gehen wir mit unserer Verständlichkeitsforschung im politischen Bereich nach.

  • Wahlprogramm-Check: 45 Jahre Europawahlen - Die Europawahlprogramme 1979-2024 im Vergleich. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier.
  • Die Verständlichkeit der Haushaltsreden im Deutschen Bundestag (Untersuchung auf Initiative des Deutschlandfunks) [2023; 2024]

  • Koalitionsvertrag 2021: Die zentralen Ergebnisse der Studie zur Sprache des Ampel-Koalitionsvertrages 2021 finden Sie hier.
  • Wahlprogramm-Check: Die Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2021 im Vergleich aller Bundestagswahlen seit 1949. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier.
  • Corona-Kommunikation: Pressemitteilungen der Bundesregierung oft unverständlich. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier.
  • Koalitionsvertrag 2018: Die zentralen Ergebnisse der Studie zur Sprache des schwarz-roten Koalitionsvertrags 2018 finden Sie hier.
  • Wahlprogramm-Check: Die Wahlprogramme der Parteien im Vergleichstest (seit 2009). Ergebnisse finden Sie hier.
  • Rot-Rot-Grün: Die (Un-)Verständlichkeit des Berliner Koalitionsvertrags 2016 (2016). Ergebnisse finden Sie hier.
  • Hohenheimer PolitMonitor: Die monatliche Erhebung der Parteien-Verständlichkeit (2009-2012) finden Sie hier.

  • Ein Plakat sagt mehr als 1000 Worte? Die Plakat-Kampagnen zur Landtagswahl 2011 in Baden-Württemberg im Vergleichstest [Ergebnis-Präsentation]

  • Alles klar beim Wahl-O-Mat? Zur Verständlichkeit des Wahl-O-Mats zur Europawahl 2009 bei Jugendlichen [Ergebnis-Präsentation]

  • Nix verstehn in Berlin?! Test belegt: Internet-Seiten der Ministerien sind häufig unverständlich (2009) [Ergebnis-Präsentation]

  • Steinmeier verständlicher als Merkel: Die Interviews der beiden Kanzlerkandidaten 2009 im Verständlichkeitsvergleich [Ergebnis-Präsentation]

  • Interessiert aber überfordert: Vor Wahlrecht mit 16 müssten Schulen erst ihre Defizite beseitigen (2008) [Ergebnis-Präsentation]

Verständlichkeit in der Wirtschaft

Kommunikation ist ein entscheidender, nicht zuletzt wirtschaftlicher Faktor, der zur Wertschöpfung des Unternehmens beiträgt. Soll Kommunikation im Sinne des Unternehmens wirken, ist Verständlichkeit aber unerlässlich. Denn: Wer verständlich kommuniziert, spart nicht nur Zeit und Geld, die sonst in die Beantwortung von Nachfragen inverstiert werden müssten. Eine verständliche Sprache schafft außerdem Akzeptanz für das Handeln des Unternehmens und trägt zu einem positiven Image bei. Wie also nutzen Unternehmen ihre Kommunikationschancen? Was bieten sie den Kunden? Wie verständlich sind die Botschaften der Unternehmen? Und wie wirkt sich das auf Journalisten und Kunden aus?

  • Stadtwerke-Studie 2020: Produkttexte sind verständlicher als Pressemitteilungen (2020) [Ergebnis-Präsentation]

  • Autohersteller-Studie 2015: Produktbeschreibungen von Volvo landen auf Platz 1 für Verständlichkeit (2015) [Ergebnis-Präsentation]

  • Studie zu Produktbeschreibungen 2014: Produktbeschreibungen von Apple landen auf Platz 1 für Verständlichkeit (2014) [Ergebnis-Präsentation]

  • Telekommunikations-Studie 2013: Kundenkommunikation von Telekommunikations-Unternehmen ist oft unverständlich (2013) [Ergebnis-Präsentation]

  • FAQs im Branchen-Vergleich 2012: Statt Antworten erhalten Kunden oft nur Kauderwelsch. Die Verständlichkeit von 100 Unternehmen aus acht Branchen im Vergleich (2012) [Ergebnis-Präsentation]


Weitere Beispiele für Verständlichkeitsstudien

  • Wie verständlich ist die Apotheken Umschau? Eine Fallstudie zur Experten-Laien-Kommunikation (2010) [Ergebnis-Präsentation]